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Wissenschaft aktuell

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Wissenschaft aktuell 06.12.2016

Wissen über Geflüchtete stammt überwiegend aus dem Fernsehen

Mit der Kooperationsstudie des Internationalen Zentralinstituts für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI) und der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM) liegt jetzt eine breit angelegte Studienreihe zum Thema Heranwachsende und Geflüchtete vor.

In diesem Kontext wurden 6- bis 19-Jährige zu ihrem Wissen und ihren Einstellungen zu Flüchtlingen befragt und Zusammenhänge zur Mediennutzung nachgewiesen. Das Ergebnis: Der Großteil der befragten Heranwachsenden ist positiv gegenüber Geflüchteten eingestellt, aber nach wie vor haben sie nur selten persönlichen Kontakt zu ihnen. Die emotionale Einstellung zu Geflüchteten ist bei der Mehrzahl der befragten Kinder und Jugendlichen im Jahr 2016 ausgesprochen positiv. Zwar ist die Zahl von 84 Prozent im März auf 77 Prozent im September gesunken, doch findet nach wie vor die eindeutige Mehrheit es „gut“ oder sogar „sehr gut“, dass Deutschland Flüchtlinge aufnimmt. Haben sie bereits einen Geflüchteten konkret kennengelernt, steigt diese positivere Einstellung um ein Vielfaches.

Mit einem Flüchtling persönlich gesprochen oder etwas gemeinsam unternommen haben bisher nur durchschnittlich zwei von fünf bzw. bei den Grundschulkindern drei von zehn Kindern. Das heißt, für einen Großteil der Heranwachsenden beruhen das Wissen und die Vorstellungen von Geflüchteten vor allem auf medial vermittelten Diskursen.

Das Wissen zum Thema Geflüchtete haben Kinder und Jugendliche zum großen Teil aus den Medien, wobei das Fernsehen die mit Abstand meistgenutzte Informationsquelle ist, gefolgt von der Zeitung, dem Internet und dem Radio. Die besten Ergebnisse bei den Wissensfragen erzielen diejenigen Heranwachsenden, die sich aus Tagesschau, logo! oder heute informierten. Die Kinder, die ihr Wissen aus öffentlich-rechtlichen Sendungen bezogen, haben auch deutlich weniger Ängste hinsichtlich eines zukünftigen Zusammenlebens mit Flüchtlingen.

Zu Ängsten kommt es bei Kindern und Jugendlichen vor allem bei einer reißerisch gemachten Medienberichterstattung, denn hier merken sich Heranwachsende die spektakulären Bilder und den emotionalisierten Ton, nicht aber die Fakten des Berichtes. Besonders nachhaltig memoriert wurden Berichte über Gewalt, die von Flüchtlingen ausgeübt wurde. Über soziale Netzwerke wie Facebook kamen die Kinder und Jugendlichen mit fremdenfeindlichen Gerüchten, zum Teil mit explizit kriminellem Hintergrund, in Kontakt. Diese können sie meist nicht von seriöser Berichterstattung unterscheiden.

Insgesamt weisen die Ergebnisse der Studienreihe deutlich auf die Notwendigkeit eines gezielten Umgangs mit dem Thema Geflüchtete in Schulen, Bildungsinstitutionen und Kinder- und Jugendmedien hin. „Es müssen dringend Konzepte für die Vermittlung von Fakten und für die aktive Auseinandersetzung mit vorhandenen Ängsten, Befürchtungen und Vorurteilen gefunden werden,“ so Studienleiterin Dr. Maya Götz.

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