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Familie und Medien

Lesezeit: Minuten
Familie und Medien 13.09.2016

"Ich wollte nicht mehr in die Schule gehen"

Die 16-Jährige Lena (Emilia Schüle) hat es nicht leicht. Von ihrer besten Freundin fühlt sie sich zunehmend entfremdet. In der Schule wird sie ausgegrenzt. Tief enttäuscht schüttet Lena ihrem neuen Chat-Freund Noah das Herz aus.

Doch wer sich wirklich hinter dem Account verbirgt, weiß sie nicht. Aus dem Trost und der Ablenkung, die Lena im Internet findet, entwickelt sich ein gefährliches Spiel. Florian Gaags Jugendthriller "LenaLove" befasst sich mit den Gefahren der sozialen Netzwerke und zeigt vor welchen komplexen Herausforderungen Jugendliche heute stehen. Teachtoday sprach mit Emilia Schüle über ihren neuen Film, über ihre Erfahrungen mit Mobbing und was sie mit der Filmfigur Lena verbindet.

Frau Schüle, haben Sie schon einmal Pókemon Go gespielt?
Nein. Ich sträube mich vor solchen Dingen. Ich habe es nie geschafft, mit Spielen und Online-Games anzufangen. Für mich wäre das verschwendete Zeit. Ich habe versucht, meine Zeit zu schützen. Außerdem habe ich eine kleine App-phobie. (lacht)

Sie sind also kein Digital Native?
Nein, nicht wirklich. Aber die, die jetzt geboren werden, sind es definitiv. Die Kinder, die jetzt mit den digitalen Medien aufwachsen, sind viel stärker mit dem Internet und ihren Smartphones verbunden. Ich habe erst mit sechzehn ein Handy bekommen. Ich nutze das heute auch sehr viel, aber es gibt Grenzen.

Als erfolgreiche Schauspielerin sind Sie eine öffentliche Person. Wie gehen Sie mit Fans um, etwa in sozialen Netzwerken?
Ich habe mir früh bei Facebook eine eigene Fanpage eingerichtet, ganz ohne Hintergedanken. Die hat sich dann sehr schnell entwickelt, was mich wirklich überrascht hat. Generell nutze ich den Facebook-Account aber für meine Arbeit. Er hat also sehr wenig mit der privaten Emilia zu tun.

In Ihrem neuen Film "LenaLove" geht es um Cybermobbing und um eine Schülerin, die sich in den sozialen Netzwerken verliert. Sind Sie selbst schon einmal mit dem Thema in Berührung gekommen?
Das Thema ist ja noch gar nicht so alt. Als ich ein pubertierender Teenager war, gab es zwar schon soziale Netzwerke - aber Cybermobbing? Tatsächlich habe ich etwas Ähnliches im realen Leben erlebt. Ich war vierzehn und wurde an der Schule von anderen Mädchen gemobbt. Da habe ich wirklich gelitten. Ich wollte damals nicht mehr in die Schule gehen. Was ich damit sagen will - vielen ist gar nicht klar, wie schlimm Ausgrenzung oder Mobbing für Kinder ist. Dazu kommen heute die sozialen Medien, das ständige Vergleichen, diese Selbstdarstellung und das, was andere von einem sehen sollen. Es ist absurd, wie wichtig für junge Menschen heute Follower oder Likes sind.

Waren Ihre eigenen Erlebnisse auch der Grund dafür, diesen Film zu machen?
Ja, das Thema Mobbing lag mir sehr am Herzen. Die Figur der Lena war eine tolle Herausforderung und das Drehbuch bot eine irre Mischung, die es nicht oft gibt. Darum ist "LenaLove" auch kein Nullachtfünfzehn-Film über Mobbing oder Jugendkultur. Florian Gaag, der Regisseur des Films, hat mit sehr vielen künstlerischen Elementen gearbeitet - und er nimmt seine Charaktere sehr ernst. Er lotete aus, was Cybermobbing mit der Psyche anstellt und dass es wirklich jeden treffen kann. Nicht nur Außenseiter, wie viele denken. Das ist ein sehr wichtiger Punkt.



Für Betroffene ist es wichtig, dass sie sich an Vertrauenspersonen wenden können. Wie habe Sie damals das Problem lösen können?
Mein damaliger Lehrer hat etwas Unkonventionelles gemacht. Er hat uns alle in den Klassenraum gesetzt und gesagt: "Wir verlassen den Raum erst, wenn das geklärt ist." Wir mussten eine Lösung finden - und das haben wir.

Sie waren mit dem Film bereits in Schulen unterwegs, u.a. im Rahmen des Safer Internet Day. Wie haben die Schüler auf den Film reagiert?
Das war sehr spannend – aber auch beängstigend. Ich wusste zum Beispiel gar nicht, dass es an Schulen Handyverbote gibt. Ein Schulleiter erzählte mir, dass es an seiner Schule ein Verbot gibt, damit sich die Schüler von Angesicht zu Angesicht unterhalten. Wird das Verbot gebrochen, ist das Handy für einen Tag weg und die Eltern müssen das Telefon abholen.

Finden Sie so ein Handyverbot seltsam?
Ich finde das schräg, weil man sich nicht so recht vorstellen kann, dass man Jugendlichen Verbote erteilen muss, damit sie ihr Telefon nicht ständig in die Hand nehmen.

Hatten Sie denn Tipps für die Schüler zum Thema Cybermobbing?
Ja, schlimm sind nämlich nicht nur die Menschen, die andere mobben und bedrohen, sondern auch die, die sich raushalten und einfach danebenstehen. Die haben eine enorme Kraft. Dabei ändert sich so viel, wenn sich jemand neben einen Menschen stellt und ihm hilft.

Eine letzte Frage: Können Sie denn ohne Weiteres auf ihr Handy verzichten?
Ja, wenn ich verreise. Ich habe einen Vertrag, durch den ich im Ausland kein W-Lan nutzen kann. (lachen) Das ist also immer auch ein wenig zwangsläufig. Es ist jedes Mal eine krasse Umstellung, die ich aber sehr genieße.

Das Interview führte Martin Daßinnies.

LenaLove Regie/Drehbuch: Florina Gaag, Hauptdarsteller: Emilia Schüle, Sina Tkotsch, Jannik Schümann, Anna Bederke, Kyra Sophia Kahre, Kinostart 22. September 2016

Weitere Informationen:
Homepage zum Film
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