Sexuelle Gewalt an Minderjährigen mittels digitaler Medien
Gerade beim Cybergrooming nutzen Täter und Täterinnen digitale Medien strategisch und rigoros, um auf diesem Weg an Minderjährige heranzukommen. Zu diesem Schluss kommt die Expertise „Sexualisierte Grenzverletzungen und Gewalt mittels digitaler Medien“, die gerade vorgestellt wurde. Dort listen Experten des Instituts für Sexualforschung und Forensische Psychiatrie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) verschiedene Formen der Grenzverletzung auf und beleuchten, wie sich sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche durch die digitalen Medien verändert hat.
Die alltäglichste Form sexualisierter Grenzverletzungen gegenüber Kindern und Jugendlichen in digitalen Medien ist die ungewollte Konfrontation mit sexualbezogenem Bildmaterial. Grooming-Verhalten, also das gezielte Vorbereiten sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche durch deren gezielte Identifikation und Manipulation sowie durch Vorbereitung ihres Umfeldes, hat sich durch die Verfügbarkeit digitaler Medien grundlegend gewandelt. So besteht im Zeitalter der Smartphones eine zentrale Gefahr darin, dass Täter im Alltag teilweise direkten Zugriff auf potentielle Opfer haben, und selbst die elterliche Wohnung keinen eindeutig sicheren Rückzugsort mehr darstellt. Zudem haben sich durch Cybergrooming für Täter die Anzahl möglicher Kontakte, die Kontaktgeschwindigkeit und auch das Ausmaß einer möglichen unmittelbaren Sexualisierung der Kommunikation deutlich erhöht.
Bildliche und filmische Darstellungen sexualisierter Ausbeutung von Kindern und Jugendlichen stellen nach wie vor ein gravierendes Problem dar. Digitale Medien haben es noch größer gemacht: Das Internet erleichtert den Zugang zu bzw. die Verbreitung des Materials, es dient Tätern zur Vernetzung und ermöglicht ihnen zugleich den Zugang zu potentiellen Opfern für die Produktion.
Sexting, das Versenden von selbst aufgenommenen, sexuell freizügigen Bildern oder Filmen, ist in der Medienöffentlichkeit ausgesprochen kritisch diskutiert worden. Diese Art der Darstellung übersieht jedoch laut Expertise zweierlei: Erstens lehnt ein Großteil der befragten Schülerinnen und Schüler Sexting ab, zweitens berichten diejenigen, die es betreiben, teilweise auch von positiven Erfahrungen. Entscheidend ist hier nicht zuletzt der Nutzungskontext, der beispielsweise auch in einer festen Beziehung bestehen kann. Aus Sexting wird genau dann eine sexualisierte Grenzverletzung, wenn die Darstellungen gegen den Willen der Abgebildeten weitergeleitet werden.
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