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Schöner streiten

Lesezeit: Minuten
Anfeindungen, Häme und Wut: Dem Grünen-Politiker Robert Habeck hat es irgendwann gereicht. Anfang 2019 zog er Konsequenzen aus den ständigen Beleidigungen und irreführenden Diskussionen in sozialen Netzwerken.

Er löschte seinen Twitter-Account und kommentierte seinen Schritt mit den Worten, der Kurznachrichtendienst sei ein „Instrument der Spaltung“ und „kein Medium des echten Dialogs“. Haben soziale Netzwerke unsere Fähigkeit, in einer Diskussion hart aber fair um Argumente zu ringen, durch eine Beleidigungs- und Beschimpfungskultur ersetzt? Müssen wir uns erst vom digitalen Raum abwenden, um wieder diskutieren und echte gesellschaftliche Debatten führen zu können? Die These, dass soziale Netzwerke wie Facebook oder Twitter unsere demokratische Streitkultur gefährden, steht zu mindestens im Raum.

Viel zu oft wird zugeschaut

Soziale Plattformen machen es offenbar leicht, mit Beleidigungen und Beschimpfungen eine große Reichweite zu erzielen und dafür von einer Peer-Group Ruhm und Anerkennung einzufahren. So haben laut einer Studie der Landesanstalt für Medien NRW ( Hatespeech und Diskussionsbeteiligung in Internet, 2019) bereits 85 Prozent der 14- bis 24-Jährigen schon einmal Hassrede bzw. Hasskommentare im Internet gesehen. Zwar findet eine Mehrheit der Befragten (63 Prozent) es persönlich nicht in Ordnung, öffentliche Hasskommentare zu ignorieren. Doch nur wenige tun etwas, wenn ihnen diese im Netz begegnen, so die Studie.

Projekte für mehr Respekt im Netz

Lasst uns streiten ist eine Dialogplattform der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung und soll ein Ort für den politischen Meinungsaustausch sein. Die Landeszentrale für politische Bildung will dort allen Internetnutzern die Möglichkeit geben, sich zu aktuellen politischen Streitthemen auszutauschen und miteinander ins Gespräch zu kommen.
Vielfalt und Meinungsfreiheit

Wie kommt es, dass Menschen mit Hass und Häme überzogen werden und keiner darauf reagiert? Ist Widerstand gegen Intoleranz, die sich häufig auch gegen Vielfalt und Meinungsfreiheit richtet, nicht mehr selbstverständlich?

Respekt vor anderen Meinungen und Lebensweisen hält unsere demokratische Gesellschaft zusammen und ist für eine freiheitliche Gesellschaft überlebenswichtig. Dabei spielt Meinungsvielfalt eine bedeutende Rolle in der Demokratie. Doch die Meinungsfreiheit und -äußerung erfordert Toleranz, die Orientierung an gesellschaftlichen Werten und die Einhaltung geltender Gesetze.

Meinungsfreiheit ist weit mehr als das Recht zur freien und auch politischen Meinungsäußerung, die in Artikel 5 des Grundgesetzes festgeschrieben ist. Sie beginnt bereits im privaten Umfeld und setzt sich mit Kommentaren in Foren, Chats oder sozialen Netzwerken fort. Sie endet aber auch zugleich dort, wo Menschen beleidigt und verleumdet werden.

Respekt zu zeigen und zu wahren, auch wenn die Meinungen und Ansichten noch so weit auseinander liegen, ist ein wichtiger Teil unseres Alltags und unseres sozialen Lebens.

Ein guter Streit braucht Regeln

Streiten gehört im Privaten wie in der Öffentlichkeit zum Leben dazu. Denn wir streiten, weil sich unsere Ziele, Vorstellungen und Wünsche nun mal nicht immer gleichen. In einer freiheitlichen Gesellschaft sind die Werte und Normen jedes einzelnen von großer Bedeutung – aber eben nicht mehr wert als die eines anderen. In unserer Demokratie können daher kontroverse Debatten geführt werden und die unterschiedlichsten Haltungen eingebracht werden. Das gilt in den sozialen Netzwerken ebenso wie für Debatten in der analogen Welt.

Tipps für den besseren Streit

Es ist nicht immer einfach, andere Meinungen, die von der eigenen abweichen, zu akzeptieren. Aber es gehört zur Demokratie, dass wir darüber streiten dürfen, was wir für richtig halten.

Aber ein guter Streit braucht Regeln. Dies gilt für private Konflikte wie für politische Diskussionen. Der Grund, warum ein Streit in sozialen Medien häufiger eskaliert, ist einfach erklärt: Anonymität kann schneller zu kommunikativen Entgleisungen verleiten. Es fehlt zum Beispiel der Blick ins andere Gesicht, der Klang der Stimme, um zu erkennen, dass der Gesprächspartner sich unwohl fühlt.

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