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Aus der Praxis

Lesezeit: Minuten
Aus der Praxis 13.04.2016

"Damit haben wir nicht gerechnet."

Katja Schewe über den unerwarteten Erfolg einer Facebook-Aktion, die sie gemeinsam mit einer Klasse im Unterricht durchgeführt hat.

Wie schnell ist es passiert: Ein Foto ist auf Facebook oder Instagram gepostet und schon haben es tausende Menschen gesehen. Dass gerade in den sozialen Netzwerken die Grenzen zwischen öffentlich und privat häufig miteinander verschmelzen, ist vielen Erwachsenen aber insbesondere Kindern oft nicht klar. Katja Schewe hat mit einer vierten Klasse deshalb ein Experiment durchgeführt: Gemeinsam haben Sie ein Foto geschossen, es auf Facebook gepostet und dabei zugesehen, wie es im wahrsten Sinn des Wortes einmal um die Welt gereist ist.

Frau Schewe, Sie haben gemeinsam mit Ihren Schülern ein Experiment gewagt. Sie haben auf Facebook dazu aufgerufen, das Bild ihrer Schüler zu teilen. Wie oft wurde es geteilt?
Es wurde ca. 123.000 Mal geteilt.

Was war der Anlass für die Aktion?
Die Idee entstammt unserem Computerunterricht, für den wir vor einigen Jahren ein Konzept geschrieben haben. Dies sieht vor, dass die Kinder in der vierten Klasse den Internetsurfschein machen. Den bearbeiten wir mit Hilfe der Internet-Abc-Seite im Netz. Wichtige Punkte dieses Surfscheines sind eben auch Sicherheit im Netz und soziale Netzwerke. In diesem Zusammenhang sind wir im Gespräch auch auf die Veröffentlichung von Bildern gekommen. Natürlich sollen die Kinder nicht verschreckt werden, sie sollen aber ein Bewusstsein dafür bekommen, wie schnell sich Bilder verbreiten können.

Welche Reaktion gab es auf den Post?
Von den Reaktionen sind wir völlig überrannt worden. Das wir so einen Wirbel im Internet auslösen würden, damit haben wir nicht gerechnet. Ich habe an einem Sonntagnachmittag über 1000 Kommentare gesichtet, positive und negative herausgefiltert und kopiert.

Wie gehen Sie mit den Ergebnissen im Unterricht um? Wie haben Sie diese ausgewertet?
Wir haben die Verbreitung des Bildes auf der Welt auf einer Weltkarte dargestellt - auch die positiven und negativen Erfahrungen. Zum Beispiel ist unser Bild gefälscht worden und aus der Klasse 4a wurde die blöde 4a gemacht. Das alles haben wir auf Plakaten dargestellt. Die Auswertungsplakate haben wir auf einer Stellwand in der Schulaula präsentiert.

Haben Sie mit so einem Erfolg gerechnet?
Sehr beeindruckt waren die Kinder von der Zahl der Menschen, die wir mit unserem Bild erreicht haben. Das waren über fünf Millionen Menschen auf der ganzen Welt.

Haben diese Erfahrungen Einfluss auf Ihren Unterricht?
Zurzeit leite ich eine Computer-AG und habe mich erstmalig an das Experiment gemacht, mit den Kindern eine eigene Website zu gestalten. Zwei meiner Schüler greifen das Experiment dort noch einmal auf und stellen unsere Auswertungen online. Das ganze Projekt läuft über die Seite Primolo. Dort können Kinder eigene Webseiten bauen. Unsere wird voraussichtlich im Juni online sein.

Das Interview führte Martin Daßinnies.

Katja Schewe unterrichtet an der Nils Holgersson Grundschule in Thedinghausen u.a. Deutsch, Sachunterricht und Mathematik. Sie ist dort zudem Ansprechpartnerin für PC-Fragen und den Computer-Unterricht, den sie epochal in den einzelnen Klassen mit zwei anderen Kolleginnen unterrichtet.

Weiterlesen: Welche sozialen Netzwerke sind bei Kindern und Jugendlichen besonders beliebt und wie nutzen sie diese?

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