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Die laute Minderheit

Lesezeit: Minuten
Wenn Menschen sich eine Meinung bilden, schließen sie sich gerne der Mehrheit an. Dies ist ein lange bekanntes Phänomen.
Neu ist, dass soziale Netzwerke sich genau dieses Phänomen zunutze machen und dadurch maßgeblich zur Meinungsbildung beitragen. So kann es sein, dass die Meinung einzelner durch geschicktes Vernetzen und häufiges Posten oder durch den Einsatz von Bots in den sozialen Netzwerken plötzlich eine ganze Bewegung auslöst. Umso wichtiger ist es, Inhalte im Netz zu reflektieren und zu hinterfragen.
Ein Beispiel der Meinungsbildung: Die Mehrheitsillusion

Studien belegen, dass das, was Menschen in den sozialen Netzwerken als Mehrheit wahrnehmen, oft nichts weiter ist als eine Illusion. So hat die US-amerikanische Forscherin Kristina Lerman von der University of Southern California dazu Bemerkenswertes herausgefunden: Mit der Nutzung sozialer Netzwerke wie Facebook oder Twitter hat die Art der Meinungsbeeinflussung ganz neue Formen angenommen. Sie zeigt das an folgendem Beispiel:

Die 14 Icons in der oberen Grafik stehen für 14 verschiedene Personen, die in sozialen Netzwerken aktiv sind. Die drei orange eingefärbten Personen vertreten eine Meinung, die von der Meinung der grauen Personen abweicht. Es ist also eine Meinung, die nur eine Minderheit (3 von14) vertritt. Allerdings sind die orangen Knoten – im Unterschied zu den grauen – sehr aktiv. Sie sind mit vielen anderen Knoten vernetzt.

Je öfter sie nun ihre Meinung zu einem Thema posten, desto häufiger werden alle „Freunde“ damit konfrontiert. Wenn dann noch – wie in der Abbildung – die grauen Personen weniger aktiv sind und mit mehr orangenen als grauen Personen befreundet sind, verfallen sie der Illusion, dass die Meinung der orangenen Personen die vorherrschende ist. Sie sind geneigt, diese zu übernehmen – auch wenn es sich dabei nur um die Meinung einer Minderheit handelt.

Wichtige Begriffe zum Thema

In den aktuellen Debatten zur Meinungsbildung finden sich weitere wichtige Begriffe wieder, die teilweise schon sehr lange aus der Meinungs- und Medienwirkungsforschung bekannt sind.

Das so genannte Agenda-Setting bringt Themen in das öffentliche Bewusstsein, so dass in einer breiten Öffentlichkeit darüber diskutiert wird. 1972 als Theorie aufkommend, bezog diese sich auf die damals vorherrschenden Massenmedien, die bestimmte Themen bewusst auswählen. Die präsentierten Themen und damit vermeintliche Realität stellt demnach nur einen Ausschnitt der objektiven Realität dar. Journalisten wirken dabei als Gatekeeper, die ein zuvor unbestimmtes Thema oder Ereignis erst zu einer Nachricht machen.

Medien und Journalisten üben mit diesem Agenda-Setting eine große Macht auf die Bildung der öffentlichen Meinung aus. Sie bestimmen zwar nicht, was Menschen über etwas denken, doch sie bestimmen über was sie eine Meinung bilden. Mit dem Aufkommen des Internets und sozialer Netzwerke können inzwischen neben Journalisten auch viele weitere Akteure die Rolle der Gatekeeper einnehmen.
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