Doch spielen kann auch genau das Gegenteil bewirken, wenn z.B. Pausen fehlen und bestimmte Signale vom Körper zu spät wahrgenommen werden, dann endet der Spielspaß auch in Erschöpfung, Unwohlsein und körperlichen Schmerzen.
Gesundheit beim Spielen bedeutet nicht Verzicht, sondern Bewusstsein: zu merken, wann der Körper spricht und rechtzeitig zu reagieren. Denn der Körper ist das Sprachrohr von Seele, Psyche und Geist.
Spielen ist körperlicher, als man denkt. Wer sich konzentriert, spannt Muskeln an, hält den Atem an, verkrampft Schultern oder Kiefer. Dazu kommen oft Bewegungsmangel, wenig Schlaf und flaches Atmen.
Kurzzeitig ist das kein Problem, im Gegenteil: Diese Anspannung aktiviert den Körper, ähnlich wie bei einem Wettkampf. Das kann nützlich sein und helfen, Alltagsanspannungen körperlich zu verarbeiten. Hält sie jedoch dauerhaft an, entstehen Kopfschmerzen, Verspannungen oder Erschöpfung, so signalisiert der Körper, dass es genug ist. Weitere typische Signale sind juckende oder brennende Augen, Bauch- und Rückenschmerzen sowie Müdigkeit. Es funktioniert wie beim Sport: Wer zu viel rennt, spürt Seitenstechen oder Schmerzen in Beinen und Kopf. Besonders Kindern fällt es schwer, diese Signale zu bemerken und achtsam darauf zu reagieren.
Beim Gaming nehmen viele Kinder Körpersignale kaum wahr, weil sie im sogenannten Flow sind: im völligen Aufgehen in einer Aufgabe. Flow fühlt sich großartig an, kann aber dazu führen, dass Hunger, Durst, Schmerzen oder Müdigkeit verdrängt werden. Zugleich fördert Flow Fokus, Motivation, Problemlösefähigkeit und Ausdauer. Wichtig ist nicht, Flow zu vermeiden, sondern ihn zu erkennen und zu wissen, dass auch Freude, Spaß und Spannung Pausen brauchen, vor allem wenn der Körper reagiert. Flow ist so gesehen kein Problem. Es ist auch ein Vorteil und hilft dabei, an einer Aufgabe hoch konzentriert dran zu bleiben, aber man muss lernen, ihn zu verlassen. Achtsamkeit hilft dabei: kleine Unterbrechungen, die den Kontakt zum Körper wiederherstellen: aufstehen, dehnen, blinzeln, atmen, die Schultern lockern. Solche Mini-Pausen senken die Reizdichte und geben Orientierung. Wenn Kinder Pausen nicht als Störung, sondern als Teil des Spiels erleben, z.B. ein Glas Wasser holen, kurz lüften, darüber sprechen, wie spannend es war, wird Selbstfürsorge selbstverständlich. Das eigene Bewusstsein für die eigenen Körpersignale ist deshalb auch so wichtig, da diese Signale auch die Psyche mit beeinflussen.
Spiele sind emotionale Trainingsfelder. Sie konfrontieren mit Frust, Belohnung, Warten und Wiederholen, genau das, was auch im echten Leben zählt. Wer scheitert und weitermacht, übt Durchhaltevermögen. Wer Erfolg erlebt, stärkt Selbstwirksamkeit und das Gefühl: Ich kann etwas bewegen.
Dieselben Mechanismen können jedoch auch zermürben. Wenn Leistung, Belohnung und Vergleich überhandnehmen, wird Spielspaß zu Druck. Dann geht es nicht mehr um Neugier, sondern um Kontrolle. Werden körperliche Signale zusätzlich übergangen, leidet die Psyche: Gefühle, „nicht gut genug“ zu sein, oder die Erfahrung, etwas auf Dauer nicht zu schaffen, können belasten, bis hin zu depressiven Tendenzen. Wenn ein Spiel ständig frustriert, hilft eine längere Pause: nicht tun, was schadet, auch wenn man weiterspielen möchte. Manchmal liegt es nicht an einem selbst – oder es braucht einfach Geduld, bis man im Spiel besser wird. Wichtig ist jedoch, achtsam zu bleiben, wenn das Spiel überwiegend negative Gefühle auslöst und diese in den Alltag hinüberziehen, dann ist Abstand sinnvoll und wichtig etwas anderes zu tun, das guttut.
Psychische Balance beim Spielen heißt: die eigene Gefühlswelt zuzulassen und bewusst zu entscheiden, ein Spiel länger zu pausieren, wenn negative Gefühle überwiegen. Auch das Gaming selbst sollte im Geschehen ausgewogen sein, zwischen Freude und Frust, Spaß und Spannung. Stimmt diese Balance, macht Gaming sogar richtig stark.
Die richtige Mischung aus Spaß und Spannung im Spiel hilft nicht nur, gesund zu bleiben, sondern auch mit Anspannung und schwierigen Gefühlen umzugehen. Kinder probieren Dinge aus, meistern Aufgaben, erleben Rückschläge und machen weiter. Das stärkt Durchhaltevermögen und das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten.
Wenn Kinder allein spielen und merken: „Ich kann das schaffen!“, entsteht innere Stärke. Besonders hilfreich ist es, wenn Gaming Teil eines ausgeglichenen Alltags bleibt: mit Bewegung, Treffen mit Freund*innen außerhalb des Spielens und Pausen. So entsteht auch die Fähigkeit, mit Stress und Misserfolgen umzugehen, ohne den Mut zu verlieren.
Auch gemeinsames Spielen kann diesen Effekt haben: Im Team etwas zu erreichen, stärkt Zusammenhalt und das Gefühl, wichtig zu sein.
So wird Gaming zu einer Erfahrung, die Mut macht, Halt gibt und zeigt: Wer spielen kann, kann dort auch lernen, mit Herausforderungen im Alltagsleben umzugehen.
Es lohnt darauf zu achten, wie Kinder aus dem Spiel kommen – ruhig, zufrieden, aufgeregt oder erschöpft. Das sagt oft mehr als die Spielzeit selbst.
Gaming allein macht weder krank noch gesund. Entscheidend ist, wie es eingebettet ist. Wer körperliche Signale wahrnimmt, auf Ausgleich achtet und über Gefühle spricht, stärkt langfristig die Gesundheit und das Wohlbefinden, im Spiel und darüber hinaus.
Digitale Spiele gehören zum Alltag: gespielt wird mobil, an Konsolen oder PC und anderen Geräten. Gaming ist Teil unserer Kultur. Es erzählt Geschichten, schafft Freundschaften und lädt zum Ausprobieren ein.
Spielen ist Alltag
Ob offline oder online: Spiele fordern Kinder auf unterschiedliche Weise heraus. Wer die Unterschiede kennt, versteht besser, was Kinder am Spielen fasziniert, und kann sie dabei gut begleiten.
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